Historie
Chronik des Weidelsburgvereins Naumburg
Der Weidelsburgverein Naumburg wurde im Jahre 1890 auf Anregung des Kaufmanns H.F. Lorentz unter Mithilfe des Lehrers Julius Kramer und des Gastwirts Ernst Bieding gegründet.
Hervorgegangen ist er seinerzeit aus dem Niederhessischen Touristenverein. Im Mittelpunkt der Arbeit des Vereins stand die Liebe zur Heimat und die Erhaltung der heimischen Landschaft und deren Erschließung für Wanderer.
Im Jahre 1898 zählte der Verein 28 Mitglieder. 1903 schlief der Verein ein. Erst in 1905 nahm sich dann das Gründungsmitglied H.F. Lorentz des Vereins an und begann Wanderwege zur Weidelsburg zu zeichnen.
Durch den Bau der Kleinbahn von Kassel nach Naumburg versprach er sich davon, Wanderer nach Naumburg zu locken. Er fand mit dieser Arbeit das Interesse des Amtsgerichtssekretärs Freymann und des Naumburger Kaufmann Ludwig Zobel, die am 27. 06. 1906 eine Neugründung des Vereins vollzogen. Herr Freymann führte den Vorsitz bis zum Herbst 1907.
Der Weidelsburgverein wurde am 16. 06. 1907 in Rhoden durch den Hauptverband – wie es damals hieß - aufgenommen. An zehn schön gelegenen Stellen an der Weidelsburg sowie am Schloss Waldeck wurden durch den Naumburger Verein Ruhebänke aufgestellt und die verwahrlosten Anlagen auf dem Burgberg in Naumburg einigermaßen gepflegt. Ab Herbst 1907 übernahm Ludwig Zobel den Vorsitz und veranlasste die Bepflanzung des Kuhbergs mit Föhren und die Anlegung von Fußwegen.
In der Chronik des Vereins finden sich bis zum Jahre 1939 keine weiteren Eintragungen.
Der erste Weltkrieg und die Zeit danach ließen keine Tätigkeit im Sinne der Gründer mehr zu. Im Jahre 1940 wurden 39, 1941 38, 1942 43 und in 1945 erstaunlicherweise 48 Mitglieder gemeldet. Am
17. 03. 1949 fand im Hessischen Hof die erste Mitgliederversammlung nach dem Kriege statt. Erster Vorsitzender wurde Ludwig Zobel, zweiter Vorsitzender Josef Gutberlet. Als Schriftführer wurde Karl Bonnewitz gewählt.
Man begann nun mit der Errichtung von 38 Ruhebänken in der Naumburger Gemarkung. Der Unterbau bestand aus Eisen und die Sitzfläche aus gehobelten Holzlatten. Am 19. 03. 1950 stirbt der erste Vorsitzende Ludwig Zobel. Dieses Amt übernimmt nun Josef Gutberlet.
In seiner Amtszeit sollte ein Aussichtsturm auf dem Burgberg entstehen. Es wurde sogar ein bunter Abend am 26. 10. 1950 durchgeführt, um Geld für den Aussichtsturm zusammen zu bekommen. Außerdem wurde ein Antrag auf den durchgängigen Bau der Kleinbahn von Naumburg nach Netze gestellt. Beide Vorhaben konnten nicht realisiert werden.
In 1951 wurde auf Anregung des Vereins der Beschluss gefasst, den schönen Weg im Kuhberg nach Ludwig Zobel zu benennen. Schon bald nahm man Kontakt mit auswärtigen Wandervereinen auf. Sauerländer Wanderfreund verbrahten daraufhin in Naumburg ihren Wanderurlaub. Die Mitgliederzahl des Vereins stieg in den 50er Jahren stetig. 1956 führte Postbetriebsassistent Franz Kramer den Vorsitz des Vereins, der zu dieser Zeit 83 Mitglieder zählte. Jährliche Ausflugsfahrten ergänzten das Wanderprogramm.
In 1962 wurde erstmals festgestellt, dass junger Nachwuchs im Verein fehlt. Dem Plan, in 1965 auf der Weidelsburg ein Hotel zu errichten, widersprach der Verein energisch. Ebenso mischte sich der
Verein wegen der Stilllegung der Kleinbahn in 1965 ein. Der Name Weidelsburgverein verpflichtet, so dass jeweils im Frühjahr und im Herbst eine Reinigungsaktion auf der Weidelsburg stattfand.
Im Jahre 1969 hatte der Verein nur noch 71 Mitglieder. An der 800-Jahrfeier der Stadt Naumburg wurde eifrig mitgearbeitet. Am 12. 06. 1978 fasste der Wanderfreund Josef Prinz ein Herz und gründete eine Jugendwandergruppe, die sich aber nach zwei Jahren wieder auflöste. Der Mitgliederverlust war durch die fortgeschrittene Motorisierung beträchtlich. Inzwischen wurde Walter Wolkonski als Vorsitzender gewählt.
Ganz im Stillen hatte sich seit vielen Jahren Herr Hübner als Wegewart etabliert. Ihm ist es zu verdanken, dass das Wanderwegenetz stetig ausgebaut, gepflegt und die Wegezeichnung vorbildlich durchgeführt wurde. Aus Altersgründen trat er 1985 zurück, ebenso der 1. Vorsitzende Wolkonski. Herr Walter Schultz übernahm die Vorstandsgeschäfte, konnte aber nicht verhindern, dass der Verein allmählich überalterte. Leider musste dieser rührige Vorsitzende sein Amt aus Krankheitsgründen aufgeben. Frau Wilhelmine Peter übernahm daraufhin den Vorsitz. Frau Holzinger führte die Kassengeschäfte.
Die Wandertätigkeit wäre schon fast zum Erliegen gekommen, hätte sich nicht das Ehepaar Thomes um die traditionellen Mittwochswanderungen gekümmert. Dennoch musste in 1991 eine Zäsur vorgenommen werden. Frau Peter bat den Gesamtverein des Hessisch Waldeckische Gebirgs- und Heimatverein (HWGHV) in Kassel um Hilfe, da sie keinen, jüngeren Vorstand fand. Im Oktober 1991 wurde und Anregung des Gesamtvereins eine Zusammenkunft interessierter junger Wanderer aus Naumburg nach vorheriger Webekampagne einberufen, um den Bestand des inzwischen 100 Jahre alten Vereins zu sichern. In dieser Versammlung wurde Günter Becker zum Vorsitzenden gewählt. Bereits in dieser Veranstaltung traten relativ junge Anwesende dem Verein bei. Seitdem ist die Mitgliederzahl stetig gestiegen und es wird in regelmäßigem Turnus – an jedem letzten Sonntag im Monat – gewandert.
Inzwischen war der Verein 100 Jahre alt geworden. Am 11. 05. 1994.fand daher ein Jubiläumswandertag mit 13 Gastvereinen statt. Da der Verein auch finanziell fast am Ende war, konnte die Kasse durch diese Großveranstaltung unter Mithilfe aller Mitglieder saniert werden.
Auch die Mittwochswanderungen konnten wieder erfolgreich aktiviert werden. Seit Übernahme durch den neuen Vorstand wurde an allen „Deutschen Wandertagen“ teilgenommen.
Die Mitgestaltung des im Juni stattfindenden Weidelsburgfestes wurde in die Hände der neuen Vereinsführung gelegt, nachdem es dem vorherigen Vorstand altersbedingt nicht möglich war, dieses Fest auszurichten. Der Erlös wurde zur Erhaltung der Weidelsburg zur Verfügung gestellt.
Der Vorstand 2000 war: 1. Vorsitzender: Günter Becker, Schriftführerin: Beate Schneider, Wanderwart: Wolfgang Ansuhn und Peter Hübscher, Kassiererin: Editha Holzinger, Wegemarkierung: Rolf Kemner und Marianne Becker.
Seither werden auch alle Versammlungen des Gesamtvereins besucht und rege am gesellschaftlichen Leben teilgenommen.
Auszug/Quelle aus „Vereine in Naumburg“ Jahrbuch BD. 14/2000
Lit.: FS Naumburg 1970, S. 169; Wolfhager Allgemeine, Visitenkarten der Vereine 1997, S.17
Gründungsmitglied Ernst Bieding mit seiner Ehefrau Sophie